Am Anfang stand die Idee. Wir haben einen grossen Garten, der von den Kindern nicht mehr genutzt wird. Das Trampolin ist uninteressant und immer mehr wird lieber ausserhalb des Elternhauses abgemacht. Neben Naturgarten und Gemüsebeet ist also genug Platz, um sich einen Traum zu erfüllen: einen Teich. Ein Stück Luxus, an den wir uns gedanklich erst gewöhnen müssen. Doch mit der wachsenden Lebensqualität würde auch der Garten aufgewertet. Unser Eigentum im Wert gesteigert. Zudem fühlen wir uns zwischen Fernweh und Abenteuerlust auch im eigenen Garten pudelwohl und haben nicht vor, in den nächsten Jahren umzuziehen. Wasser wirkt zudem beruhigend und kühlend.
Schweizer Naturstein für den Teich
Die Wahl des Teiches soll bei Teichbauer Ruedi Weber in Fischbach-Göslikon fallen. Während mein Mann eher für den Fischteich plädiert, sehe ich mich im Geiste mit meinen zukünftigen Enkeln in einem Schwimmteich planschen. Einig sind wir uns lediglich, dass es ein Naturteich sein soll, möglichst aus Schweizer Naturstein. Nachhaltigkeit verpflichtet! Wir merken schnell: Ruedi Weber ist der Mann, der sich auf dem Gebiet perfekt auskennt. Schweizweit und über die Grenzen hinweg wird sein Know-how nachgefragt. Teichbauer ist für ihn kein Beruf, sondern eine Berufung, sein Hobby. Sein anderes Hobby, die Koi, lässt sich ideal damit verbinden. Als der gelernte Steinmetz uns auf seinem Grundstück herumführt, wird bei uns im Kopf schon vieles konkreter.
Schwimmen mit den Koi
Der Fischteich scheint etwas aufwendiger, Pflanzen zu integrieren scheint schwieriger und das Wasser muss 1-mal in der Stunde umgewälzt werden. Zudem muss pro Woche 5 bis 10 Prozent frisches Wasser zugefügt werden. Ein Schwimmteich braucht weniger Umwälzung und i. d. R. keine Frischwasserzufuhr. Wie beim Fischteich sollten 30 Prozent der Wasseroberfläche als Flachwasserzone mit sogenannten Vegetationszonen reserviert werden, um unnötigen Algenwuchs zu vermeiden. Der Schwimmteich scheint also pflegeleichter. Gleichzeitig könnten wir jetzt schon stundenlang am Ufer der Becken von Ruedi Weber sitzen und den darin schwimmenden bunten Koi zuschauen. Dürfen wir sie streicheln? «Koi sind in der Regel sehr zutraulich», bemerkt Ruedi Weber, «im Teich dort drüben gehen Treppen hinunter, um mit den Fischen zu schwimmen. Das wirkt sehr entspannend.» Ach ja? Jetzt wird es interessant. Der Hybridgedanke war uns bisher nicht gekommen. Ein Schwimmfischteich. «Wichtig ist, die Fische nicht zu erschrecken, daher sollte man ganz vorsichtig ins Wasser gehen. Und man sollte auch keine Sonnencreme aufgetragen haben, da die Koi empfindlich auf die Inhaltsstoffe reagieren könnten. » Das mit dem Baden würden wir am besten gleich ausprobieren, doch es ist Februar, viel zu kalt und die Koi eh noch im Wintermodus, also weniger zutraulich. In Gedanken überlege ich, wie ich meine hypothetischen Enkel davon abhalten soll, in den Teich zu springen.
«Ideal ist Granit, Gneis oder Sandstein, z. B. der Mägenwiler Muschelkalk.»
Ruedi Weber
Steinmetz und Teichbauer aus Fischbach-Göslikon
Teichbau im Aufschwung
Verschiedene Innovationen, vor allem bei den mechanischen Reinigungsanlagen, machen es seit Jahren leichter, einen Teich im Garten anzulegen und zu pflegen. «Hier hat sicher auch die Digitalisierung beigetragen», erklärt uns Ruedi Weber. «Per WLAN kann ich das Wasser dauerhaft überwachen und schnell reagieren.» Auch kommt mittlerweile wenig bis keine Chemie in den Teich. Am Anfang eine Mischung aus Milchsäurebakterien, um Bakterien in Schach zu halten. Quasi wie in Rivella. Und die Fische können statt mit Medikamenten immer häufiger auch mit Salz behandelt werden. «Das Aufsalzen des Koiteiches ist in Japan sogar bei professionellen Züchtern gang und gäbe», weiss der Profi. Salz unterdrückt gleichzeitig auch das Laichen, welches das Wasser zusätzlich belastet. Und wie beeinflusst unser hartes, kalkhaltiges Wasser die Wasser- und damit Lebensqualität der japanischen Fische? «Kalkhaltiges Wasser stört die Koi nicht», bestätigt uns Ruedi Weber. Das ginge also auch, was die Entscheidung nicht einfacher macht.
Abschied vom Jurakalk
Verschieben wir den Nutzungszweck unseres Teiches erst einmal nach hinten und widmen uns einem leichteren Thema, der Auswahl des Natursteins, der um den Teich angelegt werden soll. Von Jurakalk rät uns der Profi ab, da der Kalkstein unter Wasser ausblüht, weshalb sich der Kalk löst und sich mit Wasser verbindet. Das führt zu einem steigenden pH-Wert, der wiederum Algen forciert. Schade, zählte dieser helle Stein doch zu unseren Favoriten, da er auch häufig Fossilien enthält. «Ideal ist Granit, Gneis oder Sandstein, z. B. der Mägenwiler Muschelkalk, ein Kalksandstein aus dem Aargau.» Der graugelbliche Stein gefällt uns, wirkt freundlich und erinnert uns an vergangene Ferien in Südfrankreich. Sandstein lässt sich zudem auch gut verarbeiten und sieht auch mit der Zeit noch gut aus. «Die Steine im Wasser sollten auch immer abgerundet sein, zumindest beim Fischteich, da sich die Fische sonst verletzen könnten», gibt Ruedi Weber zu bedenken. Übrigens vertragen sich Koi auch gut mit Schildkröten oder Fröschen – für Liebhaber zoologischer Vielfalt im Garten. Unsere zoologische Vielfalt im Garten möchten wir doch vorerst bei Insekten, Vögeln und Igeln belassen und tendieren zu einem Schwimmteich. Wieder einmal gewinnt der Pragmatismus. Wir werden dieses Projekt also angehen. Zusammen mit Ruedi Weber, dessen Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit mit unseren Überzeugungen bestens übereinstimmt. Das 7-köpfige Team übernimmt zudem jegliche Arbeiten – von der Technik bis zu Holzarbeiten. Alles aus einer Hand. Das schafft zusätzlich Vertrauen. Dominique Simonnot
Weitere Informationen über die Arbeit von Ruedi Weber unter www.ruedi-weber.ch