Dorothea Tiefenauer, wie organisiert das sfb unternehmerische Aufgaben und den Schulbetrieb seit Beginn dieses Jahres?Ende Februar startete der normale Schulbetrieb ins neue Semester. Nach knapp drei Wochen war dann Schluss mit dem Präsenzunterricht, wir mussten schnell handeln und uns technisch und didaktisch auf die neue Situation und den Fernunterricht einrichten. Das bereitete schon einigen schlaflose Nächte, aber schliesslich hat der Fernunterricht mit den verschiedenen Online- Tools «Teams», «Zoom» oder «Skype» gut funktioniert. Unsere Lehrpersonen arbeiten im Nebenamt und sind meist in der Industrie tätig. Sie sind sich technische Applikationen also gewohnt. Die Bilanz fällt trotz Corona positiv aus, die Studentinnen und Studenten haben an den Halbjahresprüfungen vergleichbar gute Resultate erzielt.
Dorothea Tiefenauer leitet das sfb Bildungszentrum mit Hauptsitz in Dietikon und zieht Bilanz zum Schulbetrieb während des bisherigen Studienjahres 2020.
Fliessen Erfahrungen durch die Corona-Krise ins Kurs- und Lehrgangsprogramm des sfb ein? Zum Beispiel beim Krisenmanagement oder bei speziellen Vorkehrungen bei Pandemien?
Erfahrungen fliessen bereits für die Lehrgangsstarts jetzt im Herbst ein. Zum Beispiel werden alle 300 neueintretenden Studierenden an ihrem ersten Schultag bei der sfb in MSTeams eingeführt. Das Thema Krisenmanagement ist in verschiedene Lehrgänge integriert. Der Umgang mit Pandemien könnte dabei durchaus ein Bestandteil sein, dem wir in Zukunft mehr Beachtung schenken. In jedem Fall hat die Corona-Krise gezeigt, dass digitale Fitness für Unternehmen und auch Bildungsinstitute zukunftsrelevant ist.
Steht der Präsenzunterricht nicht an erster Stelle für ein Schulbetrieb?
Obwohl die Lehrgänge während der vergangenen Monate auch dezentral problemlos stattfanden, hat eine Umfrage ergeben, dass sich tatsächlich viele Lernende auf den «normalen » Unterricht freuen. Dank verschiedener technischer Einrichtungen war die Kommunikation zwar auch beim Fernunterricht lückenlos gegeben, dennoch fehlt der spontane Austausch untereinander. Wir hoffen, unsere Anlässe wie Diplomfeiern oder Informationsveranstaltungen in Zukunft wieder persönlich durchführen zu können.
Und welche Aussichten haben Sie für die Zukunft des sfb?
Das Coronavirus hat uns etwas schneller als geplant dazu angeregt, moderne Technologien flächendeckend anzuwenden und online zu unterrichten und zu arbeiten. Gut möglich, dass wir das Verhältnis zwischen Präsenz- und Fernunterricht den jeweiligen Situationen anpassen. Bestimmt werden wir die Erfahrungen durch die Corona-Krise einfliessen lassen. Einer der sfb-Lehrgänge umfasst als Schwerpunktthema Prozessmanagement, welches die ganze Bandbreite der Betriebsabläufe umfasst – unter verschiedenen Aspekten wie zum Beispiel wirtschaftlichen Krisen oder aussergewöhnlichen Situationen wie einer Pandemie. Laufende Optimierungen und Neustrukturierungen gehören darum immer zur Zukunft eines Unternehmens, insbesondere im Zusammenhang mit dem Begriff «Industrie 4.0» – die Digitalisierung in fast allen Geschäftsbereichen.
Interview: Thomas Pfann
Prozessfachleute
Prozessfachleute gestalten und optimieren Unternehmensprozesse und agieren in der Firma als Drehund Angelpunkt. Um Betriebsoptimierungen und eine hohe Kapazitätsauslastung zu erreichen, erarbeiten sie Methodenwissen und essenzielle Kompetenzen: Prozessfachleute lernen, komplexe Abläufe zu analysieren und bezüglich Timing, Entwicklung, Beschaffung, Produktion oder Wartung zu optimieren. Gleichzeitig erarbeiten sie das Fachwissen, um den Einsatz von Ressourcen und Maschinen ökonomisch zu koordinieren. Die Ausbildung zur Prozessfachfrau bzw. zum Prozessfachmann mit eidgenössischem Fachausweis dauert in der Regel drei Semester. (tp)