Für die meisten Menschen in der Region ist es höchste Zeit, dass die Behinderungen auf Trottoirs, Strassen und Plätzen Geschichte sein werden. Nun beginnt endlich ein neues Kapitel des öffentlichen Verkehrs im Limmattal. Mittendrin steht – oder besser – fahren die neuen Zugskompositionen des Typs «Tramlink». Sind die Fahrzeuge mit dem vielversprechenden Namen «Rubine» also doch Trams? Michael Briner, Kommunikationsverantwortlicher der Aargau Verkehr AG (AVA), definiert es so: «Offiziell ist der Tramlink eine Niederflur- Strassenbahn. Jedoch weicht das Fahrzeug von einem klassischen Tram in gewissen Bereichen ab. Während ein ‹normales› Tram nur in eine Fahrtrichtung fährt und Wendeschleifen benötigt, sind unsere Rubine ‹Zweirichtungsfahrzeuge›, welche keine solchen Schlaufen benötigen. Zudem haben die Tramlinks auf beiden Seiten des Fahrzeuges Türen, ein ‹normales› Tram nicht. Im Fahrzeug sind zudem zwei Sicherungssysteme verbaut, welche im Raum Kirchplatz/ Bahnhof Dietikon benötigt werden. Wir sprechen unter anderem auch deshalb in unserer Kommunikation immer von einer Stadtbahn, nie von einem Tram.»
Sechs Fahrzeuge im Einsatz, zwei als Reserve
Bereits Ende März übersiedelte ein fertiggestellter «Rubin» auf einem Schwertransporter von den Produktionsstätten der Stadler-Rail-Werke in Valencia in die AVA-Werkstätten nach Bremgarten, wo die zerlegte Bahn wieder zusammenmontiert und für erste Tests bereitgemacht wurde. Im Verlauf des Jahres folgen weitere sieben Fahrzeuge, bis schliesslich im Herbst 2022 erste Testfahrten auf der Originalstrecke erfolgen. Die Rubine haben auch ein schönes Zuhause gefunden – im Dietiker Depot «Müsli», unweit der Mutschellenstrasse, wo sie jeweils über Nacht zu stehen kommen.
Grundsätzlich verkehren sechs Fahrzeuge immer von einem Endzum andern Endpunkt der Strecke, also von den Bahnhöfen Altstetten bis Killwangen-Spreitenbach, während zwei davon als Reserve bei Ausfällen oder Servicearbeiten bereitstehen. Eine Streckenverlängerung der LTB bis nach Baden ist ein Planungsprojekt, was einen Ausbau der Tramlink-Flotte bedeuten würde – ebenso eine Taktverdichtung von 15 auf 7,5 Minuten. Für diesen Betriebsmodus würden 14 Fahrzeuge benötigt, für welche es aber heute schon genug Platz gibt im «Müsli».
Die Spurbreite der LTB entspricht selbstverständlich derjenigen aller Trams und auch der Bremgarten-Dietikon-Bahn (BDB). Könnte die LTB also auch Richtung Bremgarten und Wohlen fahren? «Das könnte sie und wird sie auch in einzelnen Fällen tun, allerdings nur zu Service- oder Reparaturarbeiten in den Bremgartner Werkstätten », erklärt Michael Briner. «Die Strecke haben wir für Fahrten der LTB getestet mit sogenannten Profilfahrten. Die Fahrzeuge kommen aber nicht im Fahrplaneinsatz auf der BDB zum Einsatz.»
Die acht LTB-Rubine verkehren künftig auf der Linie 20 des Zürcher Verkehrsverbundes (ZVV). Nur auf wenigen Abschnitten teilen sie die Fahrspur mit Strassenfahrzeugen, die meiste Zeit fahren sie auf ihrem eigenen Trassee, was einen möglichst unbehinderten Verkehr und hohe Pünktlichkeit garantiert. Dass man mit dem LTB-Betrieb langfristig rechnet, zeigt auch die prognostizierte Lebensdauer der Fahrzeuge: Sie ist für eine Einsatzdauer von 30 bis 40 Jahren geplant. Thomas Pfann
Zahlen & Fakten - Tramlink Be 6/8 «Rubin
Komposition: 7 Wagen
Spurweite: 1000 mm
Betriebsmodus: Beide Richtungen (Stromsyst. 600/1200 V)
Länge: 44,30 m
Breite: 2,40 m
Höhe: 3,61 m
Sitzplätze: 88 (+8 Klappsitze)
Stehplätze: 172 Fahrgäste
Gesamtplätze: 260 Fahrgäste
Höchstgeschwindig.: 80 km/h
Gewicht: 58890 kg (Tara)
Fahrgasttüren: 10 Doppeltüren 4 einfache Türen
Streckenlänge: 13,4 km
Haltestellen: 27
Eigentrassee: 92%
Durchschnittlicher Haltestellenabstand: 515 m