Nicht wenige Menschen in unseren Breitengraden werden eine Erinnerung haben, die in irgendeiner Form mit dem Renault Espace zusammenhängt. Und in den meisten Fällen wird diese Erinnerung wohl an einen Familienausflug oder Urlaub geknüpft sein.
Denn in der Blütezeit der Familienvans in den 1980ern und 1990ern waren Modelle wie der Toyota Previa, der VW Sharan oder eben auch der Renault Espace allgegenwärtig im Strassenbild und bewegten buchstäblich ganze Generationen. Doch in den letzten Jahren sind die Vans regelrecht untergegangen und wurden von SUVS verdrängt. Ein Trend, der sich nun auch am Renault Espace manifestiert. Die neue, inzwischen sechste Generation der Grossraumlimousine kommt im SUV-Gewand daher. Eines soll aber bleiben: Der Espace (zu Deutsch: Raum) soll seinem Namen alle Ehre machen.
Mit einer Aussenlänge von 4,72 Metern ist der neue rund 14 cm kürzer als der Vorgänger, der eine Art Luxus-Lounge auf Rädern sein wollte und kein reiner Van mehr.
Dafür bietet er 18 cm Bodenfreiheit, so viel wie noch nie. Und: Das Platzangebot im Innenraum soll trotz kürzerer Karosserie besser geworden sein. Der Espace ist als Fünfplätzer oder optional auch als Siebensitzer zu haben. Die dritte Sitzreihe bietet gut nutzbare Sitzplätze, die auch Erwachsenen zuzumuten sind, sofern man keine stundenlange Reise plant. Die zweite Sitzreihe kann im Bereich von 22 Zentimetern verschoben werden, um das Platzangebot je nach Einsatzzweck zu optimieren. Durch die dritte Sitzreihe schrumpft natürlich das Kofferraumvolumen. Maximal finden 1818 Liter Gepäck Platz im neuen Espace. Zum Vergleich: Die vierte Generation, die letzte, die konsequent als Van ausgelegt war, brachte bis zu 3050 Liter unter. Dennoch bedeutet die Neuauflage des Espace mehr als nur die Rettung eines Namens. Es ist viel mehr eine Neuausrichtung auf eine neue Zeit. Denn der Espace basiert auf der bekannten Plattform, wie sie beispielsweise auch der Renault Austral nutzt. Das zeigt sich in einer Gewichtsersparnis von rund 200 kg gegenüber dem Vorgänger- und mit viel neuer Technik. 32 Assistenzsysteme sollen die Reise sicherer und angenehmer machen, darunter ein Notbremsassistent, eine Funktion für teilautonomes Fahren und eine Rundumkamera. Ausserdem ist auf Wunsch auch eine Hinterachslenkung im Angebot, die den Wagen vor allem beim Manövrieren deutlich wendiger macht.
Das Cockpit ist zeitgemäss digital gehalten. Ein 12,3-Zoll-Tachodisplay, ein 12-Zoll-Touchscreen im Hochformat - und auf Wunsch zusätzlich ein Head-up-Display - versorgen den Fahrer mit allen wichtigen Infos. Die Bedienlogik folgt dabei den Prinzipien der aktuellsten Renault-Generation und ist entsprechend leicht verständlich. Das System basiert auf einem Android-Betriebssystem und bietet damit auch Online-Navigation über Google-Maps und regelmässige Software-Updates.
Auch beim Antrieb macht der Espace einen deutlichen Schritt nach vorne. Weder reine Benziner noch ein Diesel stehen im Angebot. Stattdessen setzt Renault bei der Wiedergeburt des Espace alles auf die Karte Hybrid: Das Herz des Antriebes bildet ein 1,2-LiterTurbomotor mit drei Zylindern. Er leistet 131 PS und 205 Nm Drehmoment. Hinzu kommen eine E-Maschine mit 50 kW (68 PS), welche direkt für den Antrieb genutzt werden kann, sowie ein Startergenerator mit 18 kW (25 PS) und 50 Nm, der genutzt wird, um den Benziner schnell zu starten und um die Gänge im komplexen "Multimode" - Automatikgetriebe zu wechseln; bis zu 14 Gangstufen kann das Getriebe kreieren, was helfen soll, den Verbrauch zu senken. Renault gibt lediglich 4,71/100km (laut WLTP-Messung) an. In der Stadt soll der Hybrid dank Bremsenergie-Rückgewinnung bis zu 80% elektrisch unterwegs sein, während auf Langstrecken bis zu 1100 km Reichweite mit einer Tankfüllung für maximale Flexibilität sorgen sollen. Das sind natürlich nur theoretische Werte, die aber trotzdem vielversprechend klingen.
So bietet auch die jüngste Espace-Generation viel Auto fürs Geld. Allerdings bietet Renault auch für das geräumigste Modell in seiner Palette keinen Allradantrieb an. Dafür ist der Espace der einzige Vollhybrid in seiner Grössenklasse. Philipp Aeberli